Samstag, 09.12.2017
18:45 bis 19:30 Uhr
BR Fernsehen
Es ist kaum einen Millimeter gross und dem Menschen in einem Punkt doch haushoch überlegen: das Bärtierchen. Es gilt als praktisch unzerstörbar. Die achtbeinige Kreatur überlebt radioaktive
Strahlung und das Vakuum des Weltalls, kommt 30 Jahre ohne Nahrung aus und kann sogar gekocht oder bis fast zum absoluten Nullpunkt heruntergekühlt werden, ohne zu sterben. Und es wird wohl auch
jede denkbare Katastrophe, die die Welt ereilen könnte, überleben und damit die Erde noch bevölkern, wenn andere Lebensformen wie der Mensch schon lange ausgestorben sind.
Das ist das Ergebnis einer Studie der Universitäten Oxford und Harvard. Die Forscher um David Sloan stellten mögliche Bedrohungen für die Erde über mehrere
Milliarden Jahre zusammen und untersuchten, welchen Einfluss diese Ereignisse auf das Wohlergehen des Bärtierchens haben könnten. Sie kamen laut einer Mitteilung der Uni Oxford zum
Schluss, dass bis zum Ende unserer Sonne kein Ereignis eintreten dürfte, das gravierend genug wäre, um das Bärtierchen auszulöschen.
Ozeane bieten Schutz
Gammastrahlenblitze, die bei einer Hypernova, einer gewaltigen Sternenexplosion, entstehen, könnten zwar der Erde die Ozonschicht und damit den Schutz vor Strahlung aus dem All rauben, dem
Bärtierchen aber nichts anhaben, denn dieses ist überall dort zu Hause, wo es feucht ist, also auch in den tiefsten Tiefen der Ozeane. Und dort braucht es die Ozonschicht nicht.
Auch der Einschlag eines grossen Asteroiden könnte einen Grossteil des Lebens auf der Erde auslöschen, wenn als Folge der Himmel so verdunkelt würde, dass keine
Sonnenstrahlen mehr durchkommen, oder gar die Atmosphäre weggeblasen würde. Doch die Bärtierchen tief unten im Meer würde auch das kaltlassen.
Unwahrscheinliche Katastrophen
Die Forscher sehen nur drei Ereignisse, die vor dem Ende der Sonne unseren Planeten sterilisieren könnten und damit auch die Bärtierchen dahinraffen würden. Sie müssten gewaltig genug sein, um
die Ozeane verdampfen zu lassen. Das könnte ein sehr naher Gammastrahlenblitz sein, der seinen Ursprung weniger als 40 Lichtjahre entfernt hat. Oder eine Supernova, die sich weniger als 0,14
Lichtjahre von der Erde weg abspielt. Beide Szenarien sind laut den Forschern höchst unwahrscheinlich.
Schliesslich könnte auch ein gewaltiger Asteroideneinschlag alles Wasser der Erde verdampfen lassen. Doch es gibt im Sonnensystem nur 12 Asteroiden und
Zwergplaneten, die dafür gross genug sind, und jeder von ihnen befindet sich auf einer stabilen Umlaufbahn um die Sonne. Eine Kollision mit der Erde ist ausgeschlossen.
Das endgültige Ende
Damit bleibt nur das Ende der Sonne. Die Sonne wird sich in etwa 7,6 Milliarden Jahren zu einem Roten Riesen entwickeln und dabei wahrscheinlich die Erde verschlucken. Schon zuvor dürfte die
grösser werdende Sonne aber für so hohe Temperaturen auf der Erde sorgen, dass die Ozeane verdampfen und der Planet schliesslich sterilisiert wird. Und dann, aber erst dann wird auch das
Bärtierchen aufgehört haben zu existieren. (jcg)
Der britische Arzt Dr. Max Pemberton warnt in einem Gastbeitrag in der britischen Zeitung „Daily Mail“ vor der Trend-Ernährung Clean Eating. Diese Art der Ernährung so alles andere als gesund, sagt er. In bestimmten Fällen könne der Ernährungstrend sogar tödlich enden, schreibt er. Er behandele in seiner Praxis immer mehr Fälle, die mit einer Essstörung in Zusammenhang stehen. Pemberton erzählt weiter, dass in vielen Fällen die meist weiblichen Patientinnen durch Clean Eating eine lebensgefährliche Essstörung entwickelt hätten – und sich so in einigen Fällen fast zu Tode gehungert hätten.
Problematisch sei der besonders dogmatische Ansatz des Clean Eating-Trends: Frische, unverarbeitete Lebensmittel sind „gut“, alles andere werde aber verteufelt und als „schlecht“ angesehen. Mangelernährung sei demnach nur eine logische Konsequenz dieses Schwarz-Weiß-Denkens. Wer sich in die Idee hineinsteigere, verteufle bald auch pestizidbelastetes Gemüse und industriell gezüchtetes Fleisch, führt der Arzt weiter aus. Der nächste Schritt sei dann komplett auf Fleisch, Milchprodukte oder Kohlenhydrate zu verzichten.
Dann fehle es dem Körper aber an lebensnotwendiger Energie – und er baut massiv ab. „Der Körper sucht verzweifelt nach einer Energiequelle – und beginnt quasi damit, seine eigenen Muskeln zu essen.“ Patienten mit einer Essstörung fehle es oft schon an der Kraft, selbstständig in die Hocke zu gehen.
Orthorexie ist kein neues Phänomen – die mediale Präsenz schon
Wie bei vielen anderen Essstörungen drehe sich bei den Betroffenen fast alles nur noch um das Essen – beziehungsweise das „Nichtessen“. Die Sucht nach gesunder Ernährung gebe es schon lange, so der Arzt. Orthorexie nennt man die Sucht nach gesundem Essen. Doch die Art und Weise, wie sich Jugendliche in sozialen Netzwerken wie Instagram oder Facebook oder durch Promi-Vorbilder angetrieben, in diese Idee hineinsteigerten, erreiche neue Ausmaße. Denn so sei das Problem allgegenwärtig, fast schon normal, Kranke würden ihre Krankheit erst viel zu spät erkennen und sich viel zu spät in Behandlung begeben.
„Im besten Fall ist Clean Eating Unsinn, der als Gesundheitstipp verkauft wird. Im schlimmsten Fall werden jene darauf aufmerksam, die sowieso schon psychische Probleme haben und ihre dogmatische und ungesunde Ernährung mit Clean Eating rechtfertigen wollen“, warnt der Arzt vor lebensbedrohlichen Konsequenzen für manche seiner Patienten. Besonders ärgern ihn Menschen, die behaupten, sie hätten keine Essstörung, aber durch Clean Eating einen gesunden Lebenswandel. „Das Grundprinzip, manche Nahrungsmittel als schlecht zu verdammen – und so Gesundheit, Vitalität und Gewichtsverlust zu versprechen, ist der absolut falsche Weg“ warnt er.
Clean Eating-Ikone distanziert sich von Trend
Selbst die Ikone der Bewegung, Ella Woodward, habe sich selbst inzwischen von dem von ihr geprägten Clean Eating distanziert, wie der Mediziner schreibt. Denn der Begriff sei weiterentwickelt worden und was viele Menschen heute unter Clean Eating verstehen, sehe sie negativ und sei nicht die Idee, die sie vertrete. Als sie den Begriff prägte, habe sie darunter die Verwendung von natürlichen und unverarbeiteten Lebensmitteln verstanden – diese Definition sei jedoch heute für viele nicht mehr zutreffend.
Immer mehr Menschen in Großbritannien begeben sich mit Essstörungen in Behandlung. So seien 1,6 Millionen Briten von einer Essstörung betroffen. Laut der britischen Gesundheitsbehörde NHS seien 2015/2016 knapp 3000 davon in stationärer Behandlung im Krankenhaus gewesen – 2011/2012 lag die Zahl mit 2287 noch deutlich niedriger.
Die Mitschuld gibt der Mediziner auch sozialen Netzwerken, die die gefährliche Botschaft von dem vermeintlich gesunden Ernährungstrend verbreiten. Die britische Gesellschaft für Osteoporose warne ebenfalls, dass Clean Eating eine tickende Zeitbombe sei und viele junge Menschen, die den Trend jetzt praktizieren, später an dünnen und zerbrechlichen Knochen leiden könnten. (sar)